Deine junge Hundedame kommt so allmählich in die Pubertät und Du möchtest Dich auf die bevorstehende erste Läufigkeit vorbereiten?
Hier bekommst Du wichtige Grundlagen erklärt und gute Tipps mit an die Hand.
Die Läufigkeit ist für die Hündin selbst kein Leichtes, denn ähnlich wie bei dem Menschen spielen auch bei Hunden die Hormone verrückt. Je mehr Du darüber weißt, desto besser kannst Du Deiner Hündin in dieser Phase zur Seite stehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die erste Läufigkeit findet meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat statt
- Vor allem in den ersten beiden Phasen der Läufigkeit solltest Du Deine Hündin gut im Auge behalten und beim Gassi gehen immer an der Leine halten.
- Durch die hormonellen Veränderungen wirst Du an Deiner Hündin auch verhaltenstechnisch Veränderungen geben
- Rüden finden läufige Hündinnen aufgrund des Duftes sehr attraktiv, weswegen andere Hundehalter auch ihre Hunde anleinen sollten
- Einige Hündinnen sind nach der Läufigkeit in einem Zustand der Scheinschwangerschaft. Wir erklären Dir, wie Du ihr in diesem Zustand helfen kannst.
Hintergründe: Was Du über die Läufigkeit einer Hündin wissen solltest
Auch sind die Tagesangaben ein Durchschnitt. Wenn Du Dir ganz sicher sein möchtest, solltest Du einen Tierarzt aufsuchen. Er wird Dir durch einen Abstrich sagen können, in welcher Phase der Läufigkeit sich Deine Hündin befindet.
Welche Phasen durchläuft eine Hündin während der Läufigkeit?
Die Läufigkeit wird durch vier Phasen definiert. Was bei jeder einzelnen besonders ist, erklären wir Dir hier:
Vorbrunst (Proöstrus)
In dieser Phase schwillt die Vagina der Hündin an und es kommt zur Blutung. Sie beginnt für Rüden gut zu riechen, ist jedoch noch nicht paarungsbereit und auch noch nicht fruchtbar. Auf Annäherungsversuche reagiert sie jedoch eher zickig und abweisend. Sie weicht aus, bellt oder fletscht auch mal die Zähne.
Einige Hundedamen beginnen auf der üblichen Gassiroute öfter zu markieren – ähnlich wie Rüden.
Wie stark sie blutet, ist von Hündin zu Hündin unterschiedlich. Bei manche fällt der blutige Ausfluss kaum auf, während der Besitzer bei anderen rote Flecken auf Teppichen und anderen Polstermöbelstücken befürchten muss.
Diese Phase dauert durchschnittlich 9 Tage, jedoch variiert das stark und kann auch zwischen 3 und 17 Tage dauern.
Brunst (Östrus)
Die Schwellung klingt wieder ab, der Ausfluss wird wässrig bis schleimig und ist nicht mehr blutig. Direkt am Anfang dieser Phase, meist am 2.-4. Tag, kommt es zu den Eisprüngen, meist sogar mehrere am Tag.
Das abweisende Verhalten gehört jetzt auch der Vergangenheit an. Sie ist Rüden jetzt aufgeschlossen gegenüber, denn sie ist deckbereit und fruchtbar. Kommt ein Rüde in die Nähe, bleibt die Hündin stehen und dreht die Rute zur Seite.
Standhitze, Duldungsphase oder Stehtage werden ebenfalls als Begriff für die fruchtbaren Tage benutzt.
Auch diese Phase dauert durchschnittlich 9 Tage, kann jedoch auch zwischen 2 und 21 Tagen variieren.
Nachbrunst (Metöstrus)
Der Ausfluss verschwindet, die Vagina ist nun vollständig abgeschwollen. Teilweise ist der Geruch der Hündin für Rüden noch verführerisch, jedoch nimmt ihr Interesse stetig ab. Deckbereit ist die Hündin jetzt nicht mehr.
Egal ob die Hündin nun trächtig ist oder nicht, ist der Progesteron-Spiegel noch lange nach dem Eisprung erhöht. Dadurch kommt es bei vielen Hündinnen zu einer Scheinträchtigkeit nach der Läufigkeit.
Diese Phase dauert 9 bis 12 Wochen an.
Ruhephase (Anöstrus)
Während dieser Phase zeigt die Hündin keine Anzeichen einer Läufigkeit mehr. Die Hormone pendeln sich wieder auf „Normalzustand“ ein. Die Ruhephase dauert zwischen einigen Wochen und mehreren Monaten. Sie endet in der Vorbrunst und der Zyklus beginnt wieder.
Gibt es Besonderheiten bei der ersten Läufigkeit
Die meisten Hündinnen werden zwischen dem sechsten und zwölften Monat das erste Mal läufig. Vor allem bei großen Hunderassen kann es durchaus vorkommen, dass die Hündin erst kurz vor ihrem zweiten Geburtstag läufig wird.
Das resultiert daraus, dass die Geschlechtsreife von der Größe, der körperlichen Entwicklung und dem Ernährungszustand abhängt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass vor allem größere, unterernährte Hündinnen oder Hündinnen mit einer Krankheit später läufig werden als vollständig gesunde und kleinere Hündinnen.
Wenn Deine Hündin ausgewachsen ist und das ausgewachsene Körpergewicht erreicht hat, wird sie bald ihre erste Läufigkeit bekommen.
Jedoch hält sich die erste Läufigkeit nicht strikt an die 4 Phasen und deren Ablauf. Es kann daher passieren, dass Du als Besitzer nicht mitbekommst, dass Deine Hündin gerade läufig ist. Das wird als stille Läufigkeit bezeichnet.
Wie lassen sich die fruchtbaren Tage erkennen?
Meist reagieren Hündinnen auf eine Berührung zwischen After und Vagina, indem der Schwanz zur Seite geschoben wird und die Vulva sich nach oben zieht. Dies nennt man auch den Duldungsreflex. Wenn dies geschieht, ist die Hündin meistens im Östrus, also in der fruchtbaren Phase, angekommen und ist paarungsbereit.
Wir möchten aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass dies kein konkreter Hinweis ist. Es gibt Hündinnen, die immer auf diesen Reiz reagieren, auch wenn sie nicht fruchtbar sind.
Tipps, damit die Zeit für Dich und Deine Hündin dennoch entspannt vorbei geht
Um Deiner Hündin in der Zeit während ihrer Läufigkeit gerecht zu werden, solltest Du unter anderem auch um die Verhaltensveränderungen wissen. Natürlich ist es auch hier wieder unglaublich individuell, wie stark sich Veränderungen bei der Hündin äußern. Manche sind fast schon wie ausgetauscht, während andere kaum bis keine Veränderungen im Verhalten zeigen.
Welche Veränderungen im Verhalten treten auf?
Ähnlich wie beim Menschen reagieren auch Hunde mit Verhaltensänderungen während einer hormonellen Umstellung. Das ist ein natürlicher Prozess und nicht-befolgen von Aufforderungen geschehen nicht in böser Absicht. Das Verhalten normalisiert sich meist nach der Läufigkeit wieder.
Folgende Veränderungen können auftreten:
- Appetitlosigkeit
- Vermehrtes Markieren
- Sie ist schlechter abrufbar, entfernt sich weiter als üblich und geht sehr offen auf andere Hunde zu
- Ruhelosigkeit
- Aggressives Verhalten anderen Hunden gegenüber, vor allem Hündinnen und aufdringlichen Rüden
- Erhöhtes Schlafbedürfnis
- Sie zieht sich mehr zurück
Beobachte das Verhalten Deiner Hündin genau, denn so kannst Du Dich bei der nächsten Läufigkeit auf diese Veränderungen einstellen.
All diese Veränderungen macht Deine Hundedame nicht bewusst, also sei ihr nicht böse, wenn sie nicht sofort einer Aufforderung von Dir folgt.
Wenn sie innerhalb der Wohnung ein wenig Blut verliert, schimpfe nicht mit ihr, sondern wische es einfach auf.
Tipps beim Gassi gehen
Auch einer Hündin ist es ein natürliches Bedürfnis, ihre Rasse durch Fortpflanzung weiterzuführen. Dadurch kann es schon auch dazu kommen, dass sie schneller ausbüxen möchte.
Auch eine exzellent erzogene Hundedame kann schlechter folgen und wird sich womöglich weiter als üblich von Dir entfernen. Deshalb solltest Du Deine Hündin beim Gassi gehen vor allem während der ersten beiden Phasen immer an der Leine haben.
Manche Hündinnen stresst der übliche Spaziergang im Park sehr, weswegen Du, sofern möglich, den Spaziergang eher in den Wald verlagern solltest. Dort sollten, wenn möglich wenig andere Hunde unterwegs sein.
Bemerkst Du, dass Deine Hündin sehr aufdringlich von einem Rüden beschnuppert und bedrängt wird, verlasse diese Situation umgehend. Zum einen um einer möglichen Trächtigkeit aus dem Weg zu gehen und auch um den Stress für Deine Hundedame zu reduzieren.
Wenn Dir ein anderer Hund entgegenkommt, der unangeleint ist, bitte den Besitzer höflich darum, dass der Hund angeleint wird. Erwähne unter Umständen auch, dass Deine Hündin gerade läufig ist. Sollte Dein Gegenüber sich weigern, gehe einen anderen Weg.
Worauf Du achten solltest, wenn Deine Hündin Kontakt mit Rüden hat
Vor allem unkastrierte Rüden finden natürlich den Duft Deiner Hündin sehr verführerisch. Auch Rüden zeigen ein verändertes Verhalten auf, unter anderem Folgendes:
- unruhiges Verhalten
- Bellen, Winseln, Jaulen
- Appetitlosigkeit
- Verstärktes Ziehen an der Leine
- Lassen sich schlechter zurückrufen
Sollte sich Dir und Deiner Hündin eine Rüde nähern, der ein solches Verhalten aufweist, so sollte der Rüde unverzüglich an die Leine genommen werden, um einen ungewollten Deckakt zu verhindern.
Falls Du einen unkastrierten Rüden besitzt, der im gleichen Haushalt wie Deine Hündin lebt, solltest Du Dir bereits vor der Läufigkeit Gedanken machen, wie es ablaufen soll. Können die Hunde räumlich getrennt werden oder ist es vielleicht für beide Hunde angenehmer, wenn der Rüde in dieser Zeit beispielsweise bei Freunden ist.
Weiter Informationen, die Du über die Läufigkeit wissen solltest
Natürlich gibt es noch weiter interessante Fakten zum Thema Läufigkeit, über die Du Dich in den folgenden Absätzen informieren kannst.
Wie oft werden Hündinnen läufig und in welchem Abstand?
Die meisten Hündinnen werden in Abständen von 6 bis 12 Monaten läufig. Auch hier spielt die Hunderasse und Allgemeinzustand der Hündin eine große Rolle.
Größere Hündinnen werden alle 8 bis 9 Monate läufig, während kleinere Hündinnen eher alle 6 Monate läufig werden.
Kommen Hündinnen in die Wechseljahre?
Hündinnen kommen nicht in die Wechseljahre, das bedeutet, dass Deine Hündin ihr ganzes Leben lang läufig wird.
Es wurde beobachtet, dass einige Hunderassen ab einem Alter von circa 7 Jahren nur noch einmal im Jahr läufig werde. Auch ist die Läufigkeit im Alter nicht mehr so ausgeprägt, da die Eierstöcke mit der Zeit ihre Funktion verlieren.
Was ist eine gestörte Läufigkeit?
Sollte die Läufigkeit bei einer erwachsenen Hündin ausbleiben, kann ein gesundheitliches Problem zu Grunde liegen. Du solltest dann Deine Hündin auf jeden Fall zum Tierarzt bringen, damit dies untersucht werden kann.
Zu den Ursachen, warum die Läufigkeit ausbleibt, können Störungen der Eierstockfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenüberfunktion oder auch eine angeborene Chromosomenstörung gehören.
Wird eine Hündin nach der Kastration noch läufig?
Wie bei jeder Operation birgt eine Kastration auch Risiken, in diesem Falle beispielsweise Harninkontinenz oder auch Harnträufeln. Dementsprechend solltest Du diese Operation gut abwägen und immer einen Tierarzt zu Rate ziehen. Eine geplante Kastration sollte immer im Anöstrus, also in der Ruhephase, stattfinden.
Interessant ist jedoch, dass bei einer frühzeitig kastrierten Hündin das Risiko von bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel Pyometra oder Gesäugetumoren verringert wird.
Da bei der Kastration die gesamten Eierstöcke und teilweise auch die Gebärmutter entfernt werden, wird Deine Hündin nach der Kastration nicht mehr läufig.
Da sich der Hormonhaushalt verändert, wird oft beschrieben, kastrierte Hündinnen würden ein kindlicheres Verhalten haben.
Besondere Arten der Läufigkeit
Diese beiden Arten der Läufigkeit folgen zwar nicht dem üblichen Rhythmus, sind aber beide nicht krankhaft. Wenn Deine Hündin eine dieser Häufigkeits-Formen hat, dann solltest Du sie sehr genau im Auge behalten. Denn hierbei ist die Gefahr einer Trächtigkeit größer.
Stille Läufigkeit
Wenn Deine Hündin keine bis kaum Anzeichen der Läufigkeit zeigt, aber dennoch hormonelle Prozesse stattfinden, wird das als stille Läufigkeit bezeichnet.
Dadurch kann es passieren, dass sie läufig ist, ohne dass Du das merkst. Falls Du die Befürchtung hast, dies trifft bei Deiner Hündin zu, solltest Du sie vom Tierarzt untersuchen lassen.
Split-Östrus
Bei einem Split-Östrus kann es passieren, dass die Hündin anfangs Anzeichen der Läufigkeit zeigt. Diese klingen jedoch vorerst ab und kommen nach einigen Tagen oder Wochen wieder. Ebenfalls solltest Du hier Deinen Tierarzt kontaktieren.
Wie kannst Du Deiner Hündin während einer Scheinträchtigkeit helfen?
Aufgrund der Scheinträchtigkeit und der hormonellen Veränderung passiert noch sehr viel im Inneren der Hündin. Dies kann sich auch auf die Stimmung stark auswirken. Du solltest Deine Hündin jetzt sehr genau beobachten, vor allem dann, wenn sie sehr anhänglich wird oder auch Nestbau und Sammeln von Spielzeug und Kuscheltiere im Körbchen.
Sollte dies der Fall sein, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie scheinträchtig ist. Du solltest Deiner Hundedame jetzt einen sehr abwechslungsreichen Alltag bieten. Viele raten auch dazu, jegliches Spielzeug zu entfernen, damit der Nestbau unterbunden wird. Ebenso solltest Du verhindern, dass Deine Hündin sich an den Milchdrüsen leckt, denn das regt die Milchproduktion noch mehr an.
Sollte sich ihr Zustand nicht bessern, nimm Kontakt mit Deinem Tierarzt auf.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Deine Hündin während der Läufigkeit starke Veränderungen hormonell durchmacht, woraus ihre Verhaltensänderungen resultieren.
Dadurch kann es sein, dass Du die “Hitze” als stressig empfindest. Jedoch kannst Du die Läufigkeit mit dem grundlegenden Wissen und ein paar Tipps jetzt gut überstehen.
Sollten sich bei Deiner Hündin die Begleiterscheinungen, wie eine Scheinträchtigkeit und damit die psychosomatische Komponente, in Grenzen halten und keine Rüde im Haus oder in der Nachbarschaft ist, so sollte von endgültigen Eingriffen wie eine Kastration abgesehen werden.
Letztendlich solltest Du nicht vergessen, dass es bei der Läufigkeit um einen komplett natürlichen Prozess handelt.
Weiterführende Quellen:
Wenn Du weiteres über dieses Thema in Erfahrung bringen möchtest, ist hier der Artikel zu Läufigkeit.