Ein Spaziergang sollte eigentlich zur Regeneration hilfreich sein, wenn dein Hund aber nicht folgt und nicht auf Deine Kommandos hört und dazu noch an der Leine zieht, bedeutet das nur eins: Stress, Frust und schlechte Stimmung. Wir haben Dir in unserem Ratgeber alles, was Du rund ums Thema Leinenführigkeit wissen musst zusammengeschrieben und helfen Dir mit den besten Tipps, Strategien und nötigen Wissen zu einem stressfreien und erholsamen Spaziergang, für beide Enden der Leine.
Das Wichtigste in Kürze
- Das ”an-der-Leine-gehen” ist für Hunde grundsätzlich ein unnatürlicher Vorgang. In der Natur will ein Hund seinen natürlichen Trieben nachgehen, die Leine ist dafür ein Störfaktor.
- Es gibt viele banale, aber auch verborgene Fehler, die man macht, wenn man seinem Hund Leinenführigkeit beibringen will.
- Am wichtigsten ist, das der Hund lernt, seine Aufmerksam voll und ganz auf sein Herrchen zu legen, sobald er an der Leine läuft.
- Es gibt drei effektive Methoden, um die Leinenführigkeit zu erlernen.
Hund zieht an der Leine- die Probleme
Dass ein Hund an der Leine zieht, kann zwar sehr nervig sein, oftmals liegen die Voraussetzungen dafür aber nicht nur an Deinem Hund, die Wahrheit ist oftmals: Auch Du trägst dazu bei.
Warum zieht ein Hund an der Leine?
Es gibt viele Gründe, warum Dein Hund an der Leine ziehen könnte. Das Gehen an der Leine ist für Deinen Hund ein unnatürlicher Vorgang, bei dem er seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf Dich richten muss. Grundsätzlich ist ein Spaziergang dafür da, den Hund geistig und physisch auszulasten. Nicht umsonst heißt es,”ein Hund liest beim Spazierengehen Zeitung”, er riecht die Fährten anderer Hunde, wittert Wildtiere, trifft vielleicht sogar andere Hunde oder Tiere und riecht und sieht ganz viel andere interessante Dinge, die wir Menschen zwar oft nicht sehen können, die bei einem Hund aber einfach dazu gehören.
Wenn Du also spazieren gehst, prasseln ganz viele Sinneswahrnehmungen auf Deinen Vierbeiner ein- welche es natürlich möglichst schnell zu erreichen und erkunden gilt. Die Motivationen Deines Hundes sind unterschiedlich, es kann Interesse, der Sexual- oder der Jagdtrieb sein. Und um diesen natürlichen Trieben nachzugehen, ist für ihn der einfachste Weg, zu den Duftspuren oder Kameraden hinzulaufen, egal ob dein Vierpfoter an der Leine ist oder nicht. Dein Hund übernimmt die Führung, seine Aufmerksamkeit liegt ganz auf seiner Umwelt und überall anders nur nicht auf Dir und der Leine.
Darum klappts nicht mit der Leinenführigkeit
Nachdem wir geklärt hätten, warum ein Hund grundsätzlich an der Leine gehen nicht sonderlich toll findet, gehen wir jetzt den Fehlern auf den Grund, warum es bei Euch beiden nicht so recht klappen könnte.
Der Hund kennt es nicht anders, die Macht der Gewohnheit
Falls Du es irgendwann einfach satthaben solltest, das Dein Liebling beim Spazierengehen immer an der Leine zieht und er nun brav an der Leine bei Fuß gehen soll, er dies aber nicht macht, darfst Du Dich nicht wundern: Dein Hund kennt es nicht anders.
Für ihn ist es bereits zur Normalität geworden, dass er bestimmt, wo es lang geht und wo genau er jetzt überall hingehen darf und wo nicht. Er hat auch gelernt, dass das Ziehen an der Leine ein notwendiges Übel ist, um an sein Ziel zu kommen.
Wenn sich Gewohnheiten erst einmal gefestigt haben, vielleicht sogar bereits über Jahre, dann braucht es seine Zeit bis die alte Gewohnheit mit einer neuen ausgetauscht wurde, da sind sich Hunde und Menschen gleich.
Der Hund führt Dich spazieren, nicht Du den Hund
Eng verbunden mit dem 1. Fehler ist der 2. Fehler. Der Hund entscheidet, wo er spazieren gehen möchte, also den konkreten Weg und Du schreitest nicht ein. Du lässt also zu, dass Dein Vierpfoter die Orte und Stellen erreicht, die er unbedingt erreichen will, weil es dort besonders interessante Fährten gibt oder vielleicht sogar ein Freund von ihm ist.
Seine Aufmerksamkeit, die eigentlich auf Dir liegen sollte, Du solltest schließlich das Tempo vorgeben, ist überall, nur nicht dort wo sie eigentlich liegen sollte. Denn wenn Dein Hund weiß, dass Du zulässt, dass er die Führung übernimmt, oder sogar meint, dass er die Führung übernehmen soll, ist das Ziehen an der Leine vorprogrammiert.
Die Leine ist zu kurz
Ein absoluter banaler aber wichtiger Fehler ist es, wenn die Leine einfach zu kurz ist. Dann kann Dein Hund nicht einmal groß etwas dafür, die Leine spannt zu schnell. Wechsle also zunächst mal auf eine längere Leine, falls Du den Verdacht hast, dass dieser Fehler zutreffen könnte.
Die Leine wird nur mit Negativem assoziiert
Wenn die Leine das Symbol für Langeweile, Freizeit beendet oder einfach “Spaßbremse” ist, ist es kein Wunder, dass irgendwann weder Du noch Dein Hund Lust auf das Gehen an der Leine haben. Verknüpfe also die Leine mit positiven Erlebnissen. Leine Deinen Hund an bevor er Futter bekommt, wenn Ihr spielt oder ähnliches.
Dadurch wird die Leine zu etwas positiven, was zwei Vorteile hat. Zum einen ist seine Aufmerksamkeit bei Dir, schließlich könnte es ja Futter oder ein Leckerli geben. Zum anderen ist die Bereitschaft einfach größer sich überhaupt anleinen zulassen, es könnte ja auch etwas Schönes passieren.
Nicht nur Dein Hund, auch Du ziehst an der Leine
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass es irgendetwas nützen würde, dass wenn Dein Vierbeiner an der Leine zieht, es sinnvoll ist, dass auch Du an der Leine ziehst.
Dein Hund kann dies nicht einordnen und versteht nicht wirklich was Du von ihm willst und zieht noch heftiger an der Leine. Im schlimmsten Falle verletzt Du ihm im äußerst empfindlichem Halsbereich, dies könnte fatale Folgen haben.
Zu viele Kommandos
“Bei Fuß”, “Leine”, “Fuß”, “geh bei mir”, “look”. Zu viele Kommandos. Dein Hund ist verwirrt, weiß nicht, was er machen soll, und wenn er nicht weiß was genau von ihm verlangt wird, dann macht er halt gar nichts.
Inkonsequenz
Der üblichste Fehler, gegen den man auch am schwersten ankommt, ist die Inkonsequenz. Wenn Du mit Deinem Hund das Gehen an der Leine trainierst, es aber noch immer nicht klappt, dann solltest Du Dich fragen, ob Du zu Inkonsequent bist. Das kann schon beim 2 Minütigen Gang zum Bäcker scheitern.
Wenn Du früh am morgen noch keine Diskussion mit Deinem Hund haben willst und er beim Kommandowort nicht auf Dich hört, und Du das auch zulässt, dann kann der hart erarbeite Trainingserfolg ganz schnell wieder weg sein.
Also wichtig ist: Wenn Du Deinem Liebling die Leinenführigkeit antrainieren willst, dann musst Du dafür auch immer konsequent sein. Falls dies ein Problem von Dir ist, beachte besonders unseren Tipp Erziehung von Freizeit trennen.
Leinenführigkeit- die besten Tipps
Was genau ist aber jetzt wichtig zum Erlernen des entspannten Spazierengehens? Wir haben Dir die besten Tipps und Tricks zusammengefasst, so klappt es auch bei Euch!
Lenke sämtliche Aufmerksamkeit auf Dich
Dein Hund muss lernen, dass seine Aufmerksamkeit, sobald Du das Kommando zum bei Fuß gehen gibst, auf Dir und wirklich nur auf Dir liegen muss. Das ist tatsächlich das A und O beim Erlernen der Leinenführigkeit.
Für den Moment kannst Du versuchen mit einem Leckerli, einem Quietsch-Spielzeug oder mit einem Clicker sein Interesse auf Dich zu ziehen, nun liegt es aber an Dir, dass er lernt, seine Aufmerksamkeit auf Dich zu lassen.
Erziehung von Freizeit trennen
Mit der wichtigste Tipp zum Frust-freien Lernen ist die “Erziehungszeiten” von den “Freizeiten zu trennen”. Am einfachsten geht dies, wenn Du Deinem Hund sowohl ein Geschirr als auch ein Halsband beim Spazierengehen umlegst und ihn beispielsweise nur am Halsband anleinst, wenn Du mit ihm konkret das Gehen an der Leine üben und trainieren möchtest, und zum entspanntem Gehen dann auf das Geschirr wechselst.
Dein Hund merkt den Unterschied, wo er gerade angeleint ist, und so versteht er auch besser warum er in dem einen Moment ziehen darf und im nächsten nicht mehr. So kannst du beispielsweise erst zwei Laternen lang entspannt mit ihm gehen, wo er auch mal schnuppern darf und ziehen, und dann zwei Laternen lang diszipliniert und konsequent die Leinenführigkeit üben.
Starte in einer relativ Ablenkungsarmen Gegend
Um dafür zu sorgen, dass die Aufmerksamkeit auf Dir liegt und das auch bleibt, ist der Beginn in einer Umgebung wichtig, in der noch nicht allzu viele Reize auf ihn einprasseln. Das kann beispielsweise Deine Wohnung oder Dein Garten sein, einfach irgendein Ort, an dem er alle Gerüche und Geräusche bereits kennt.
Führe ein konkretes Signal ein
Um zu vermeiden, dass Dein Liebling keine Ahnung hat, wovon Du denn da gerade sprichst, ist es wichtig genau ein Kommando einzuführen, welches Deinem Hund signalisiert, dass er jetzt ohne zu ziehen an der Leine gehen soll und seine Aufmerksamkeit auf Dir legen muss.
Wichtig ist hierfür auch, dass ein Kommando gewählt wird, welches Dein Hund noch nicht kennt und nicht schon mit anderen Verhaltensweisen verknüpft hat.
Beende jede Gassirunde mit einem Erfolgserlebnis
Auch wenn das mit der Leinenführigkeit nicht so gut geklappt hat und die Übungen mehr deprimierend waren, ist es enorm wichtig, alle Gassirunden in denen Ihr gemeinsam geübt habt, mit einem Erfolgserlebnis abzuschließen.
Das Üben und das Spazierengehen wird dadurch positiv verknüpft, so hat Dein Liebling auch nach längerer Zeit noch immer Interesse und Lust darauf mit Dir zu üben. Das Erfolgserlebnis kann unterschiedlich sein, ob es noch einmal besonders intensives Spielen, seine lieblings Leckerlis oder ein neues Spielzeug ist, je nach Charakter kannst Du das am besten entscheiden.
Leinenführigkeit lernen- die besten Methoden
Nun aber kommen wir zu der Frage, wie genau man einem Hund die Leinenführigkeit beibringt. In diesem Video wird Dir gezeigt, wie Dein Hund an einer lockeren Leine mit nur einer Methode läuft:
Natürlich gibt es noch mehr Methoden, aber hier werden wir Dir die drei unserer Meinung nach besten vorstellen.
Be a tree- einfach Stehen Bleiben
Für diese Methode ist die Konsequenz am wichtigsten. Wenn sie richtig und strikt eingesetzt wird, ist sie äußerst wirkungsvoll. Das Prinzip ist ganz einfach. Sobald Dein Hund beginnt an der Leine zu ziehen, bleibst Du wie versteinert stehen und schaust weg. Erst wenn er zurückkommt und die Leine nicht mehr spannt, gehst Du weiter.
Es kann sein, dass es ein paar Minuten dauert bzw. dass Du 30 oder 40 Mal in einem Spaziergang stehen bleiben musst, aber die Ausdauer macht sich definitiv bezahlt. Ein weiterer wichtiger Schritt ist, dass Du Deinen Hund für jedes auch unabsichtlich positive Verhalten lobst oder ihm ein Leckerli gibst bzw. mit dem Clicker arbeitest.
Er wird merken, dass er etwas gut macht und wird das Verhalten wiederholen, er will ja schließlich mehr Lob und Leckerlis.
Richtungswechsel
Ähnlich funktioniert auch diese Methode. Hier bleibst Du jedoch nicht stehen, sondern Du machst eine 180 Grad Drehung und gehst dann in die entgegengesetzte Richtung weiter. Dein Hund muss sich sofort umorientieren und wird merken, dass er Dir mehr Aufmerksamkeit schenken musst, Du könntest ja wieder ganz spontan einen Sinneswandel haben.
Denke an die Belohnung, sobald er auch nur ansatzweise so macht wie Du es Dir von ihm wünscht, so weiß er, dass es ein gutes Verhalten ist und wird es positiv verknüpfen. Auch hier muss man Konsequent bleiben, aber die Hartnäckigkeit wird belohnt.
Slalom
Wenn die oberen Methoden schon recht gut bei Euch funktionieren, könnt Ihr Euch langsam an dieser Methode versuchen. Ihr könnt sie mit oder ohne Leine versuchen, vor allem am Anfang empfehlen wir sie jedoch mit Leine. Hier geht es darum, dass Dein Hund Dir auf Schritt und Tritt folgt, egal wohin Du gehst.
Du beginnst also mit ein paar Schritten gerade aus, biegst dann plötzlich ab und wiederholst dies. Am Anfang reichen ein paar Meter vollkommen aus, Dein Hund muss sich erst daran Gewöhnen. Um ihm genau zu zeigen, was Du gerade eigentlich von ihm verlangst, kannst Du auch ein Leckerli oder ein Spielzeug in die Hand nehmen und so halten, dass er eng neben Dir herläuft.
Wichtig ist hier natürlich auch, genau wie bei allen anderen Methoden die Bestätigung und das Lob, sobald er etwas richtig macht, auch wenn er dies unabsichtlich macht.
No Gos- was Du auf keinem Fall versuchen solltest
Es gibt einige veraltete Methoden, welche früher gang und gäbe waren, nach heutigen Erkenntnissen aber unbedingt unterlassen werden sollten.
Methoden | Folgen |
---|---|
Stachel- und Würgehalsbänder | Können schwere, irreperable physische und psychische Schäden bei Hunden verursachen. |
Halsbänder, die einen hohen Ton oder Wasser absondern, Elektroschocker | Wahre Folterinstrumente für Hunde, führen zu nachweislichen irreparablen psychischen Schäden beim Hund |
Haltis (ohne Anweisung und als Laie) | Können wirksam sein, wenn sie von einem ausgebildeten Person verwendet werden. Bei unsachgemäßer Verwendung können unteranderrem verstörrend auf Hunde wirken, ein Auslöser für Panikattacken sein, zu Haltungsschäden und Verspannungen der Muskulatur führen. |