Sitz und Platz sind die wohl am häufigsten verwendeten Kommandos für einen Hund.
In diesem Ratgeber zeigen wir Dir, wie Du Deinem Hund die beiden Kommandos in 4 einfachen Schritten richtig beibringst und was zu tun ist, wenn Probleme auftreten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ sind Grundkommandos, die jeder Hund können sollte
- Hunde lernen durch Verknüpfungslernen und durch Verstärkung
- Du kannst bei einem Welpen sofort mit dem Training beginnen
- Ein Abschlusskommando ist wichtig, damit Dein Hund weiß, wann er das Kommando beenden kann
- Das Signalwort für das Kommando muss mit dem gewünschten Verhalten verknüpft werden
- Ein Hund lernt nicht sofort, sondern durch häufiges und regelmäßiges Training
Hintergründe: Was Du über einfache Grundkommandos und das Lernverhalten beim Hund wissen solltest
Interessant zu wissen ist erstmal, wie Hunde überhaupt lernen und ob sie unsere Kommandos auch wirklich verstehen. Ebenso wissenswert ist, ob das Alter Auswirkungen auf die Lernleistung hat und ab wann ein Hund Kommandos lernen sollte. Außerdem gibt es neben „Sitz“ und „Platz“ auch noch andere Kommandos, die ein Hund im besten Fall alle beherrschen sollte. Wir erläutern die oben genannten Punkte nun für Dich.
Wie lernen Hunde?
Hunde lernen über Verknüpfungslernen und Lernen durch Verstärkung. Genaueres zu diesen beiden Arten des Lernens erfährst Du jetzt.
Verknüpfungslernen
Hunde lernen durch Verknüpfungslernen, das heißt sie verknüpfen zwei Reize miteinander. Voraussetzung dafür ist, dass die Reize in direktem Zusammenhang zueinander stehen. Es kann sich dabei sowohl um angenehme, als auch unangenehme Empfindungen handeln. Damit eine Verknüpfung entsteht, bedarf es meist mehrerer Wiederholungen der Reize. Das Auftreten mehrerer Reize im selben Moment führt dazu, dass der Hund nur auf einen Reiz Acht gibt und die anderen Reize ignoriert oder, dass er die Kombination der Reize als Voraussetzung für ein darauffolgendes Ereignis wahrnimmt. Für das Training mit dem Hund ist das eine wichtige Erkenntnis, um eine Kombination von Sicht- und Hörzeichen herzustellen.
Lernen durch Verstärkung
Das Lernen durch Verstärkung ist ebenfalls wichtig. Hunde lernen durch Erfolg und Misserfolg, wobei Erfolg zum gewünschten Verhalten führt und Misserfolg eben nicht. Um Dir eine Vorstellung davon zu geben, illustrieren wir das Ganze an einem Beispiel: Wenn ein Hund zur Begrüßung Leute anspringt, ist es wichtig mit Erfolg und Misserfolg zu arbeiten. Dafür sollte man ruhiges Verhalten bei einer Begrüßung durch ein Leckerli und Aufmerksamkeit belohnen. Im Gegenteil, wenn der Hund andere anspringt, ist es wichtig sich abzuwenden. Das ist für den Hund ein Misserfolg.
Hat das Alter von Hunden Auswirkungen auf das Lernen?
Die Antwort ist Ja. Genau wie beim Menschen hat das Alter auch bei Hunden Auswirkungen auf das Lernen, dies bestätigte eine Studie des Clever Dog Lab des Messerli Forschungsinstitutes. Bei der Studie wurden Hunde, die in fünf Altersgruppen unterteilt wurden, auf ihre Lernfähigkeit, ihr logisches Schlussfolgern und ihre Merkfähigkeit getestet. Es zeigte sich, dass ältere Hunde für die Lösung einer Aufgabe mehr Zeit brauchen und sie in ihrer Denkweise nicht so flexibel sind wie jüngere Hunde. In einem anderen Test schnitten die älteren Hunde wiederum besser ab, was darauf zurückgeführt wurde, dass ältere Hunde mehr auf zuvor Gelerntem beharren. Um mehr zu den Versuchen der Studie im Detail zu erfahren, klicke hier.
Ab wann sollte man Welpen Kommandos beibringen?
Wenn Du Deinen Welpen vom Züchter bekommst, ist er ungefähr 8 Wochen alt. Du kannst dann sofort anfangen ihm Kommandos beizubringen, aber überfordere ihn nicht und gönne ihm auch Zeit sich an die ganzen neuen Eindrücke zu gewöhnen. Die Kommandos, mit denen Du anfangen solltest, sind „Komm“, „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“.
Das folgende Video gibt Dir 10 einfache Tipps für das Welpentraining. Falls Du einen Welpen hast, schau doch einfach mal rein:
Versteht ein Hund Kommandos?
Die Antwort ist ja! Hunde sind auf unsere Sichtzeichen und die Körpersprache fixiert, weshalb es einfacher ist sie darauf zu trainieren. Ein Hund sollte nach dem Training aber auf Hörzeichen reagieren. Wie das geht, erfährst Du weiter unten
Welche Befehle sollte ein Hund noch können?
Nicht nur die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ sind wichtig. Ein Hund sollte auch noch andere Grundkommandos beherrschen. Dazu gehören:
- Bleib!
- Nein!
- Aus!
- Hier!
- Bei Fuß!
- Bei Mir!
Mehr zu diesen Kommandos kannst Du hier lesen.
Die Grundkommandos in vier Schritten erklärt
Die Grundkommandos „Sitz“ und „Platz“ zu können, ist für den Anfang der Hundeerziehung sehr wichtig.
Im Folgenden erklären wir Dir auf einfache Art und Weise, wie Du die Kommandos am besten vermittelst.
Wie bringe ich meinem Hund bei Sitz zu machen?
Vermutlich weißt Du, dass dieses Kommando bewirkt, dass sich Dein Hund ruhig hinsetzt. Das Kommando heißt aber auch, dass der Hund das Sitzen nicht von alleine beendet, sondern er erst mit einem Anschlusskommando von Dir entlassen wird. Das Kommando richtig beizubringen ist nicht schwer. Beachte einfach die folgenden 4 Schritte:
Schritt 1: Den Hund in das Verhalten locken
Sitzen kann ein Hund natürlich schon, aber im Fokus steht hier dem Hund beizubringen, dass er sich setzt, wenn Du ihn lockst. Das erreichst Du durch ein Leckerli. Führe das Leckerli über den Kopf des Hundes hinweg, denn dadurch setzt er sich automatisch hin. Das solltest Du so lange machen bis er sich zweifelsfrei bei dieser Bewegung hinsetzt
Schritt 2: Verhalten mit dem Wort „Sitz“ verknüpfen
Als Nächstes lockst Du den Hund weiter in die Sitzposition und gleichzeitig sagst Du das Wort „Sitz“. Dadurch verknüpft er das zu zeigende Verhalten mit dem Wort.
Schritt 3: Das Locken beenden
Nach und nach solltest Du die Lockbewegung verschwinden lassen und mit der Zeit gar nicht mehr machen.
Mache die Bewegung beim Üben dafür immer etwas kürzer, dann deutest Du sie nur noch an, bis Du die Bewegung schließlich gar nicht mehr machst.
Schritt 4: Einführung des Abschlusskommandos
Um Deinem Hund zu signalisieren, dass er mit dem Signal, dass Du ihm gegeben hast aufhören kann, nutzt Du zuerst Laute und Gesten. Du lockst ihn dadurch dazu aufzustehen. Wenn das öfter klappt, sagst Du ein Abschlusskommando, welches nach einer gewissen Zeit genügt, damit der Hund „Sitz“ beendet.
Wie bringe ich meinem Hund bei Platz zu machen?
Die liegende Position ist für einen Hund sehr bequem, deshalb eignet sie sich besonders, wenn der Hund längere Zeit in dieser Position verharren sollte. Die korrekte Ausführung des Kommandos wäre beispielsweise im Wartezimmer beim Tierarzt von Vorteil. Auch für das Kommando „Platz“ stellen wir Dir 4 einfache Schritte für die Vorgehensweise vor:
Schritt 1: Den Hund in die Position „Hinlegen“ locken
Genau wie beim Kommando „Sitz“ lockst Du den Hund mit einem Leckerli in die gewünschte Position. Führe dazu Deine Hand mit dem Leckerli senkrecht vor der Nase Deines Hundes in Richtung Boden. Warte ab bis Dein Hund sich hinlegt und gebe ihm dann das Leckerli. Das solltest Du wiederholen bis Dein Hund das Verhalten zuverlässig zeigt.
Schritt 2: Verhalten mit dem Kommando verknüpfen
Im nächsten Schritt sagst Du immer, wenn Dein Hund sich während des Lockens hinlegt das Wort „Platz“. Nach einiger Zeit verknüpft Dein Hund die Handlung mit diesem Signalwort.
Schritt 3: Das Locken abgewöhnen
Das nächste Ziel besteht darin, dass Dein Hund das Kommando auch ohne die Lockbewegung durchführt. Dafür muss die Lockbewegung schrittweise ausgebaut werden. Belohnen und Loben sollten jedoch beibehalten werden und sind weiterhin wichtig.
Schritt 4: Liegenbleiben bis zum Abschlusskommando
Damit der Hund das Kommando nicht eigenständig beendet, ist ein Abschlusskommando wichtig. Lobe und belohne ihn dafür, dass er nicht aufsteht bis er das Abschlusskommando bekommt. Das Abschlusskommando zu verstehen sollte Dein Hund bereits beim Training des „Sitz“ Kommandos erlernt haben.
Probleme beim „Sitz“ und „Platz“ Kommando
Natürlich kann nicht immer sofort alles perfekt funktionieren und beim Training der Kommandos mit Deinem Hund können Schwierigkeiten auftreten. Häufig gestellte Fragen zu diesen Schwierigkeiten sind im Folgenden für Dich beantwortet.
Was tun, wenn der Hund beim Versuch ihn in die sitzende Position zu locken rückwärts geht?
Wenn das der Fall ist, übe mit Deinem Hund an einer Stelle wo er mit dem Hinterteil zur Wand steht. Wenn er zurückweichen möchte, hat er keinen Platz dazu.
Was tun, wenn der Hund bei Einführung des Abschlusskommandos nicht aufsteht?
Hierbei ist ein wenig Herumprobieren gefragt. Teste einladende Gesten und Geräusche und ermittel worauf Dein Hund reagiert. Beispiele dafür wären eindeutige Handbewegungen und Schnalz- oder Fiepgeräusche.
Was tun, wenn der Hund Sitz und Platz vertauscht?
Wenn Dein Hund die Signale vertauscht, hat er das Signalwort noch nicht mit der darauffolgenden Handlung verknüpft. Baue das Training noch einmal ganz von vorne auf, also wie im vier Schritte Training bereits erklärt wurde. Beginne damit, dass „Sitz“ Kommando neu zu lehren und fahre dann mit dem „Platz“ Kommando fort.
Weiterführende Links
Die Grundkommandos – Das kleine ABC
Hundeschule für den Welpen: ja oder nein?