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Dummytraining: Körperliche und geistige Auslastung mit Spaß

Flatcoated Retriever apportiert einen Dummy

Den Hund richtig auslasten. Ein Satz, den viele Hundehalter schon einmal vernommen oder darüber nachgedacht haben. Zu einem glücklichen Hundeleben gehört, ausreichend gefördert aber nicht überfordert zu werden.

Bist Du auf auch auf der Suche nach einer Möglichkeit Deinen Hund geistig und körperlich zu beschäftigen? Wir stellen Dir das Dummytraining vor, eine perfekte Möglichkeit Deinen Hund mit Spaß auszupowern. Es verbessert die Apportierfähigkeiten Deines Hundes und gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Dir.

Das Wichtigste in Kürze

  • lastet Deinen Hund körperlich und geistig aus
  • fördert gegenseitiges Vertrauen
  • gemeinsames Training und Erfolgserlebnisse stärken die Bindung
  • erhöht die Frustrationstoleranz und Impulskontrolle
  • Dein Hund lernt auf Dich zu achten
  • bietet abwechslungsreiche Gestaltungsmöglichkeiten

Was bringt die Arbeit mit dem Dummy?

Die unterschiedlichen Aufgaben aus dem Dummytraining zählen zu einer der besten Beschäftigungen für den Hund und lassen sich leicht in die täglichen Spaziergänge integrieren. Es fördert und trainiert Deinen Hund sich auf Dich, die Umwelt und den Dummy gleichzeitig konzentriert. Er lernt genauer auf Deine Körpersprache zu achten und Dir zu vertrauen, das stärkt die Bindung.

Die Arbeit mit dem Dummy ist körperlich und geistig sehr anstrengend. Eine halbe Stunde kann Deinen Hund genauso erschöpfen wie anderthalb Stunden spazieren gehen.

Es ist deutlich sinnvoller seinen Hund auf diese Art und Weise auszulasten, anstatt simples Ballspielen. Beim Ballspiel hetzt der Hund in der Regel ohne Impulskontrolle einfach dem Ball nach. Echte Regeln fehlen meistens, viele Hunde bringen den Ball nicht einmal zurück.

Das Dummytraining bietet ein breites Spektrum an Aufgaben, die in einzelne kleine Übungen zerlegt werden können. So sorgt zum Beispiel das Nehmen und Tragen eines Gegenstands oder eine kleine Suchaufgabe für Abwechselung auf Spaziergängen. Die trainierten Signale sind auch im Alltag sehr nützlich z.B. der Rückruf, Ansprechbarkeit auf Entfernung, Stoppen auf Distanz oder Hergeben von aufgenommenen Sachen.

Was ist ein Dummy?

Bei Dummys (engl. Attrappe) handelt es sich hauptsächlich um Bojen-artige Rollen oder kleine Jutesäckchen. Sie bestehen häufig aus Vollgummi oder Stoff mit einer Füllung aus Granulat. Die Dummys sollen als Entenattrappen dienen und sind daher in den meisten Fällen auch schwimmfähig. Am oberen Ende des Dummys befindet sich in der Regel ein Wurfseil. Mit dem Wurfband kann ordentlich Schwung geholt und weit geworfen werden. Je nach Größe und Gewicht fliegt das Wurfgeschoss entsprechend weit. Sie sind in verschiedenen Größen, Ausführungen und Gewichten erhältlich.

Was bedeutet Apportieren?

Der Begriff Apportieren (lat. apportare „herbeibringen“) kommt ursprünglich aus der Jagd und bezeichnet das Bringen von erlegtem Wild. Im Bereich des Dummytrainings wird darunter verstanden, dass der Hund auf Signal losläuft und einen geworfenen oder ausgelegten Dummy, zurückbringt und in die Hand abgibt.

Ein Münsterländer apportiert einen Enten-Dummy
Dummys gibt es in verschiedenen Farben, Formen und Größen. So gibt zum Beispiel extra für Jagdhunde auch Dummys, die aussehen wie Enten.

Was ist Dummytraining genau?

Ursprünglich in England zum Training und zur Ausbildung für die Jagd auf Wild verwendet, wird das Dummytraining heute auch immer mehr zur artgerechten Forderung von Familienhunden eingesetzt. Traditionell soll der Hund geschossenes Wild schnell finden und zum Jäger apportieren. Bei der hobbymäßigen Arbeit mit dem Dummy, ersetzt dieser das Wild komplett. Es eignet sich also nicht nur für Jäger, sondern etabliert sich mit immer wachsender Begeisterung unter Haltern von nicht jagdlich geführten Hunden. Dabei besteht das Dummytraining aus 3 Bereichen:

Markieren

Diesen Bereich kennen die Meisten, wenn auch unbewusst. Es ähnelt dem typischen „Hol den Ball!“-Spiel, ist nur etwas raffinierter.

Während der Jagd kommt es zum Einsatz, wenn zum Beispiel eine geschossene Ente vom Himmel fällt. Der Hund muss sich merken, wo sie ungefähr gelandet ist und auf Kommando des Jägers apportieren.

Bei der Trainingseinheit mit dem Dummy, wirfst Du absichtlich möglichst weit in unübersichtliches Gelände. Ziel ist, dass Dein Hund nicht sofort hinterherrennt, sondern neben Dir sitzen bleibt und die Flugbahn „markiert“, sich also merkt, wo der Dummy gelandet ist und erst auf Dein Kommando losrennt und ihn dort sucht.

Diese Übung testet vor allem die Impulskontrolle und der Spürsinn Deines Hundes. Er muss konzentriert sitzen bleiben und ungefähr abschätzen, wo der Dummy gelandet ist und ihn dann finden. Es können auch mehrere Dummys zum Einsatz kommen, so muss Dein Hund länger warten und sich mehrere Positionen merken. Auch behinderte Sicht durch Hügel oder sehr dichtes Gestrüpp, erhöhen den Schwierigkeitsgrad für Deinen Hund.

Suchen

Einige Hundehalter kennen auch diesen Bereich in Form von Suchspielen bereits. Diese Art der Auslastung ist, vor allem an regnerischen Tagen, eine tolle Möglichkeit, den Hund in der Wohnung zu beschäftigen.

Für das Dummytraining gibt es in diesem Bereich mehrere Möglichkeiten. Entweder es schließt sich an das „Markieren“ an, weil Dein Hund den Dummy im Zielgebiet nicht gefunden hat. Er sucht das Gebiet, in welchem er den Dummy vermutet also mehr oder weniger systematisch ab, bis er ihn hat. Oder es werden auf einer großen Fläche mehrere Dummys ausgelegt und der Hund soll sie mit Hilfe seiner Nase wieder finden und zum Halter apportieren.

Bei dieser Übung ist vor allem die Nasenarbeit Deines Hundes gefragt. Die Größe des Suchfelds und die Menge der zu suchenden Dummys hängen davon ab, wie gut Dein Hund bereits ist. Noch schwieriger wird es für ihn, wenn die Dummys abgelegt worden sind, ohne, dass er dabei zugucken durfte.

Tipp: Die Arbeit mit der Nase ist für Deinen Hund sehr anstrengend! Denke immer daran, ihm genug Wasser anzubieten und steigere die Suchdauer langsam.

Einweisen

Wenn der Dummy so gut geworfen wurde, dass der Hund ihn weder durch Markieren noch durch Suchen findet, sollte er dabei mit unterschiedlichen Signalen unterstützt werden. Wer seinem untrainierten Hund schon einmal mit der Hand die Richtung weisen wollte, wo das Spielzeug liegt, weiß wie schwierig das häufig ist.

Dementsprechend ist das Einweisen eine Disziplin, welche besonders viel Fleiß und Übung bedeutet. Der Hund wird darauf trainiert, dass er auf die Pfiffe, Zeichen und Worte seines Halters vertraut und nach ihnen gerichtet auf die Suche geht. Bei Hund-Halter Teams im fortgeschrittenem Dummytraining, kann der Hund zum Beispiel über eine weite Strecke geradeaus geschickt, gestoppt und nach links oder rechts weiter geleitet werden. Dabei ist es ganz egal, ob die Strecke oder Teile davon geschwommen oder andere Hindernisse überwunden werden müssen.

Gewünscht ist absolutes Vertrauen in den Halter. Somit fördert diese Übung das Vertrauen Deines Hundes in Deine Führungsqualitäten.

Was wird benötigt, um mit dem Dummytraining zu beginnen?

Du kannst das Training im Prinzip mit jedem Spielzeug starten. Idealerweise nutzt Du ein Spielzeug, welches Dein Hund nicht mit Zerr Spielen verknüpft hat, um die Abgabe nicht unnötig zu erschweren. Am einfachsten lässt sich das Training mit einem Futterdummy starten. Du kannst natürlich auch einen normalen Dummy nehmen. Je nach Größe Deines Hundes kannst Du zwischen verschiedene Größen bzw. Gewichten wählen.

Leckerlis sind vor allem für den Anfang ebenfalls empfehlenswert. Um Deinem Hund klarzumachen, dass es sich lohnt den Dummy zu Dir zurückzubringen, sind Snacks eine gute Lösung. Später kannst Du das einstellen, denn Jagen ist ein selbst belohnendes Verhalten. Wenn Dein Hund Spaß an dem Training mit dem Dummy hat, musst Du ihm dafür also nicht zusätzliche Leckereien anbieten. Dennoch ist es wichtig, ihn für die Zusammenarbeit mit Dir zu loben.

Voraussetzungen für das Dummytraining mit Hund

Ein gewisser Grundgehorsam ist bei der Arbeit mit dem Dummy von Vorteil aber kein Muss. Es gestaltet sich natürlich deutlich einfacher, wenn der Hund an der lockeren Leine gehen, „Sitz“ und „Hier“ kann. Danach kann das Apportieren trainiert werden. Die Handlungskette eines Apports besteht aus der Startposition, dem Aufnehmen, Zurückkommen und dem Ausgeben. Darauf folgend wird dann das Markieren, die Suche und das Einweisen geübt. All diese verschiedenen Übungen kannst Du aber auch parallel trainieren, wobei Du Schwierigkeitsgrad langsam steigern solltest.

Schwarzer Labrador Welpe trägt einen Dummy zum Halter.
Das Dummytraining kann bereits mit Welpen angefangen werden. Es fördert die Bindung und der Hund lernt spielerisch alltagstaugliche Kommandos.

Wie beginne ich mit dem Dummytraining?

Nachdem Du nun die Theorie hinter der Arbeit mit dem Dummy kennst, stellen wir Dir eine Möglichkeit vor, wie Du mit dem Training beginnen kannst.

Apportieren

Die erste Etappe ist das Apportieren des Dummys. Setze Dich am besten mit Deinem Hund an einen ruhigen Ort ohne Ablenkung, so fällt es ihm leichter, sich zu konzentrieren. Halte Deinem Hund den Dummy hin und belohne am Anfang jede Annäherung seiner Schnauze an dem Dummy. Sollte er sich etwas schwertun, ermutige ihn leicht spielerisch den Dummy ins Maul zu nehmen. Aber Vorsicht, mache kein Zerr Spiel daraus, dafür ist der Dummy nicht gedacht.

Wenn Dein Hund gelernt hat den Dummy ins Maul zu nehmen, kannst Du anfangen ihn ein kleines Stück zu werfen. Läuft Dein Hund ihm nach, ermutige ihn fröhlich in eine andere Richtung laufend, Dir mit dem Dummy im Maul hinterherzurennen. Am besten funktioniert dieser Teil mit einer Leine am Hund, damit er nicht wegrennt oder am Dummy, so kannst Du ihn langsam und Stück für Stück zu Dir ran holen. Ist Dein Hund mit dem Dummy bei Dir angekommen, gehe in die Hocke und belohne ihn sofort mit einem Leckerli oder lasse ihn aus dem Futterdummy fressen.

Klappt dieser Teil gut und Dein Hund hat verstanden, dass es sich lohnt den Dummy zu Dir zu tragen, kannst Du langsam das Weglaufen einstellen und ein Kommando wie „Apport!“ oder „Bring!“ einführen. Übe bis Dein Hund das Bringen zuverlässig beherrscht.

Geben

Der nächste Punkt ist das Abgeben des Dummys in Deine Hand. Das erfordert ein bisschen Geduld und fällt praktisch in die Kategorie „freies Formen“. Dein Hund wird erstmal nicht verstehen, was Du von ihm möchtest, deswegen übe Dich ein wenig in Geduld und gib ihm die Zeit, zu überlegen und eine Lösung für sein Problem zu finden.

Wenn Dein Hund mit dem Dummy zu Dir kommt und ihn fallen lässt, gehst Du am besten wieder in die Hocke, formst mit Deinen Händen eine Schale und sagst ein Kommando Deiner Wahl zum Beispiel „Gib!“. Wie schon erwähnt, wird Dein Hund sehr wahrscheinlich zuerst nicht wissen, was er tun soll. Gib ihm einen Moment, die meisten Hunde versuchen engagiert eine Lösung zu finden, damit sie belohnt werden und nehmen den Dummy nochmals auf. Wenn er in Deinen Händen gelandet ist, belohne Deinen Hund wieder mit reichlich Lob und Snacks.

Manche Hunde „stopfen“ den Dummy von Anfang an regelrecht in ihren Halter, damit dieser eine Belohnung für ihn rausholt. In diesem Fall hast Du es etwas leichter, solltest aber dennoch mit Deinem Hund üben, damit er weiß was bei dem Kommando Deiner Wahl von ihm erwartet wird. Trainiere auch dieses Kommando, bis Dein Hund es sicher verstanden hat.

Warten

Der dritte Part bei Deinem Start ins Dummytraining ist das Abwarten. Mit dieser Übung trainiert Ihr bereits das Markieren. Es erfordert eine starke Impulskontrolle, je nachdem wie beherrscht Dein Hund ist, meistert Ihr diese Übung relativ schnell oder in kleineren Schritten. Der Weg ist das Ziel und dran bleiben lohnt sich, denn gute Impulskontrolle ist auch außerhalb des Dummytrainings eine tolle Eigenschaft.

Lasse Deinen Hund neben Dir im Fuß sitzen und wirf den Dummy ein Stück weg. Dein Hund soll dabei sitzen bleiben und auf das von Dir beim Apportieren gewählte Kommando warten. Wichtig ist, dass Dein Hund nicht selbstständig zum Dummy losrennt, denn apportieren also jagen, ist selbst belohnendes Verhalten.

Wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Dein Hund nicht abwartet, sondern direkt loslaufen will, kannst Du ihm am Anfang einen Kurzführer umlegen, damit er nicht weg kann, bis Du ihn frei gibst. Sollte Dein Hund schon etwas geübter sein, kannst Du ihm auch mit Deiner Körpersprache zu verstehen geben, dass er warten soll. Das geht, indem Du zum Beispiel die Arme leicht seitlich am Körper auf ungefährer Hüfthöhe ausbreitest, mit den Handflächen zu ihm gedreht.

Ist der Dummy gelandet und Dein Hund bei Dir geblieben, schicke ihn los und lasse ihn den Dummy zu Dir bringen. Zu Beginn solltest Du Deinen Hund noch nicht zu lange warten lassen bis er den Dummy holen darf. Wenn er geübter beziehungsweise geduldiger ist, kannst Du die Dauer, die er warten muss, bevor Du ihn losschickst, verlängern. So schließt sich der Kreis.

Ein positiv aufgebautes Training schweißt das Mensch-Hunde-Team in vielen Bereichen näher zusammen.

Habt Ihr diese 3 Bereiche sicher gefestigt, kannst Du mit Deinem Hund tiefer in das Thema Dummytraining eintauchen. Mit komplexen Übungen aus den Bereichen Suchen, Markieren und Einweisen einzeln oder kombiniert, ist viel Abwechslung geboten und wird es nie langweilig.

Golden Retriever der einen Dummy aus dem Wasser apportiert.
Viele Hunde lieben das Wasser. In dem Fall ist Dummytraining am Wasser die perfekte Verbindung von Spaß und Arbeit.

Fazit

Zusammengefasst kann man sagen, dass positiv aufgebautes Dummytraining also wertvolle Auswirkungen auf die Mensch-Hunde Beziehung hat. Es ist ein perfektes Zusammenspiel zwischen Gehorsam und an den Bedürfnissen Deines Hundes orientierter Beschäftigung. Durch die Arbeit als Team lernen Du und Dein Hund Euch viel besser kennen. Das gegenseitige Vertrauen wird gestärkt und Ihr lernt, die Körpersprache des anderen besser zu lesen und zu verstehen. Das stärkt die Bindung und lässt Euch enger zusammenwachsen. Das Resultat ist ein ansprechbarer, zufriedener und kooperativer Hund, der Spaß daran hat mit Dir zusammen zu arbeiten.

Weiterführende Quellen

Solltest Du noch mehr Ideen für das Dummytraining suchen oder hat Dich das Dummy-Fieber gepackt, erklärt Tina Schnatz wie man unterschiedliche Übungen aufbauen kann.

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