Wer sich für einen Bullterrier interessiert, sollte wissen, worauf er sich einlässt. In diesem Artikel geben wir Dir einen groben Überblick über Charakter, Erziehung und Pflege des Bullterriers.
Aussehen des Bullterriers
Bullterrier entsprechen in ihrem Aussehen mit dem eiförmigen Kopf, dem „downface“, auf Deutsch Ramskopf, und den Schlitzaugen nicht gerade dem gängigen Schönheitsideal von Hunden. Doch gerade diese Besonderheiten in ihrem Aussehen, die von Bullterrier-Liebhabern geschätzt werden, machen diese Hunderasse einzigartig und optisch hervorstechend.
Auffallend ist zudem die „römische Nase“, die auf die Zuchtbemühungen von Raymond Oppenheimer zurückgehen. Die kleinen, dünnen Ohren des Bullterriers stehen auf dem Kopf nah beieinander und sind steif aufgerichtet.
Der Bullterrier verfügt über einen kräftigen und dennoch harmonischen Körperbau, sowie eine sehr gut ausgeprägte Muskulatur. Das Fell des Bullterriers ist kurz, glatt und ebenmäßig, wobei im Winter die Bildung von leichter Unterwolle möglich ist.
Ursprünglich wurden rein weiße Tiere bei der Zucht bevorzugt. Heute existieren Bullterrier jedoch auch in anderen Farben wie Rot, Schwarz und Rehbraun. Darüber hinaus werden auch gestromte und dreifarbige Bullterrier akzeptiert. Dabei muss jedoch immer eine Hauptfarbe dominant und somit vorherrschend sein.
Wesen und Charakter des Bullterriers
Das Image des bösartigen Kampfhundes haftet auch heute noch sehr an der Rasse. Der Bullterrier ist jedoch entgegen dieser Vorurteile ein sehr sensibler und extrem freundlicher Hund, welcher eine starke Bindung zu seinem Halter aufbaut und viel Aufmerksamkeit und Zeit benötigt. Zugleich ist er jedoch äußerst charakterstark, selbstbewusst und mutig und kann durchaus eigensinnig sein. Eine richtige Erziehung sollte deshalb liebevoll, jedoch durchaus konsequent erfolgen, um sture Trotzreaktion zu vermeiden.
Bullterrier sind außerdem wahre Energiebündel und benötigen viel Beschäftigung und Auslauf. Sie sind selten ruhig und müssen sich täglich sowohl physisch als auch mental verausgaben. Diese verspielte Rasse kann dabei zwar manchmal etwas stürmisch sein, verhält sich aber niemals bösartig oder aggressiv. Denn Aggression betrachtet der hauptsächlich friedliebende Bullterrier nicht als Lösung, auch wenn er in ernsthaften Gefahrensituationen sicherlich nicht zögern würde, sein Herrchen mutig und tapfer zu verteidigen.
Prinzipiell lässt er sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen und zählt, bei guter Erziehung, als ausgeglichen und loyal seiner Familie gegenüber. Dieser äußerst intelligente Hund benötigt viele Streicheleinheiten und befindet sich gerne mitten im Geschehen. Sein Jagdtrieb ist dabei schwach bis mittelmäßig ausgeprägt.
Geselligkeit von Bullterriern
Die Eigenschaften der ursprünglichen Kampfhunde mit anderen Hunden zu kämpfen und aggressiv und beißwütig zu sein wurden durch gezielte Züchtung und die moderne Auslese stark abgeschwächt. Heute kann sich ein gut sozialisierter Bullterrier mit jedem anderen Hund anfreunden, wobei er jedoch ein leicht angriffslustiges Verhalten gegenüber Hunden des gleichen Geschlechts und besonders der gleichen Rasse behält.
Des Weiteren beansprucht der Bullterrier gerne die Exklusivität für sich und steht gerne im Mittelpunkt, was Konflikte mit Hunden mit ähnlichem Temperament zur Folge haben könnte. Daher ist es wichtig ausgeglichene, tolerante und vor allem geduldige Spielgefährten für dieses Energiebündel zu finden.
Das Zusammenleben des Bullterriers mit Katzen ist schwierig, aber dennoch möglich. Voraussetzung dafür ist, dass der Bullterrier von klein auf daran gewöhnt ist. Ein gutes Verhältnis zur Katze des Hauses hindert den Bullterrier nicht daran, andere Katzen zu verfolgen und sie als Beute zu sehen.
Besonders bei Kindern erweist sich ein gut erzogener Bullterrier als rücksichtsvoller und verspielter Gefährte. Seine oft übermäßige Begeisterung macht das Zusammenleben, unter anderem mit Kleinkindern oder Senioren, manchmal kompliziert – jedoch nicht unmöglich. Feste Regeln und eine frühzeitige und strenge Erziehung und Sozialisierung des Terriers tragen dazu bei, seine Begeisterung zu dämpfen und ein sicheres Zusammenleben zu ermöglichen. Fremden gegenüber verhält der Bullterrier sich im Normalfall wachsam aber unauffällig.
Erziehung und Haltung des Bullterriers
Betrachtet man die verschiedenen charakterlichen Merkmale eines Bullterriers, so gibt es Punkte die zu beachten sind bei der Erziehung und Haltung dieses Hundes.
Der Bullterrier ist als Ersthund schlecht geeignet, da unerfahrene Hundehalter schnell von der Energie dieses Kraftpaketes und der damit bleibenden Verantwortung überfordert sind. Aufgrund seiner großen Sturheit, leidet die Gehorsamkeit dieses Hundes stark darunter, wenn man diese nicht von Anfang an konsequent trainiert.
Betrachtet man aber andere Punkte wie beispielsweise den Erkundungsdrang und das Bellen, so kann man sagen, dass der Bullterrier weiß, auf sich aufmerksam zu machen und alles dafür tut, im Mittelpunkt zu stehen. Sei es auch das Ausbrechen, bei mangelhaftem Auslauf oder Anregung. Sollte sich ein Bullterrier langweilen und kann mit seiner Frustration nicht umgehen, oder beschäftigt ihn der Gedanke, allein zu sein verunsichert das den Bullterriern.
Die gierige Seite des Hundes ist förderlich für den Lernerfolg, doch Vorsicht vor Hemmungslosigkeit. Nicht zuletzt der Aspekt als Wachhund. Der Bullterrier hat gute Fähigkeiten als Wachhund, denn auch wenn er sich anderen Menschen gegenüber freundlich verhält, weiß er durchaus zwischen erlaubtem und unerlaubtem Eindringen zu unterscheiden.
Da der Bullterrier seinem Herrchen gegenüber stets loyal und respektvoll. Diese Bindung für diesen charakterstarken Hund sehr wichtig, weshalb er ungern allein ist, auf sein Herrchen hört und ihn und seine Familie beschützt und verteidigt.
Die Haltungsbedingungen für Bullterrier sind seit mehreren Jahren in Europa stark reglementiert. Die Einfuhr nach Deutschland ist demnach verboten. Aufgrund des sehr schlechten Rufes steht er in vielen Ländern auf einer Liste der gefährlichen Hunderassen.
Persönliche Erfahrung
In folgendem Video beschreibt eine Bullterrier-Besitzerin ihre persönlichen Erfahrungen mit der Haltung eines Listenhundes:
Pflege und Gesundheit des Bullterriers
Der Bullterrier ist kein pflegeaufwändiger Hund. Sein Fell ist ziemlich pflegeleicht, verliert mäßig aber kontinuierlich Haare und braucht lediglich regelmäßiges Bürsten. Im Winter muss das Fell getrimmt werden, damit auch wirklich nichts verfilzen kann. Wichtig ist, dass Du Deinen Bullterrier regelmäßig auf Parasiten, wie Flöhe, Zecken, Milben und Würmer kontrollierst.
Bei der Ernährung ist es beim Bullterrier besonders wichtig auf mäßige und kontrollierte Portionen zu achten, da dieser aufgrund seiner gierigen Natur zur Gewichtszunahme neigt. Dies ist besonders in seiner Wachstums schädlich. Somit sollten die Futterrationen im Verhältnis zu seiner körperlichen Aktivität, seinem Alter und seinem Gesundheitszustand stehen.
Der Bullterrier ist an sich ein muskulöser und äußerst robuster Hund, der sich einer guten Gesundheit erfreut. Dennoch gibt es einige Erkrankungen die typisch für diese Rasse sind, und für die bei Bullterrier ein erhöhtes Risiko besteht. Über diese rassetypischen Erkrankungen sollte ein Halter und potenzieller Besitzer Bescheid wissen und diese kennen.
Gesundheitsprobleme
Folgende Gesundheitsprobleme zählen zu den rassetypischen Erkrankungen von Bullterriern:
- Gelenkprobleme wie Hüft- und Ellbogendysplasie oder Spondylose
- Verschiedene Herzerkrankungen
- Allergien (vor allem bei reinen weißen Bullterriern)
- Taubheit (vor allem bei reinen weißen Bullterriern)
- Abnormales repetitives Verhalten (Zwangsstörungen)
Grundsätzlich kann man sagen, dass eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung viele Krankheiten bei Hunden vorbeugen. Achte somit darauf, dass Du Deinem Hund ein möglichst ausgeglichenes und gesundes Leben bieten kannst. Dazu gehören auch die finanziellen Mittel, um Deinem Bullterrier bei möglichen Krankheiten eine gute Behandlung bieten zu können.
Aktivitäten mit dem Bullterrier
Bei körperlicher Unterforderung neigt der Bullterrier dazu, zu verfetten und bei geistiger Unterforderung kann ein ausgeprägtes Wachverhalten die Folge sein. Daher ist es sehr wichtig dieses Energiebündel ständig auf Trab zu halten und jedoch auch genügend Streichelpausen einzulegen. Um die geballte Power des Hundes in die gewünschten Bahnen zu lenken, eignet sich Hundesport, wie zum Beispiel Agility, hervorragend dazu. Schließlich braucht der athletische und muskulöse Bullterrier viel Bewegung und Beschäftigung.
Herkunft und Geschichte des Bullterriers
Die Rasse der Bullterrier entstand um 1850 aus einer Kreuzung der englischen Bulldogge alten Typs, dem um 1880 ausgestorbenen White English Terrier und dem Dalmatiner. Der Tierhändler James Hink aus Birmingham, England, begann 1850 mit der systematischen Zucht der Bullterrier. Seine Intention hinter der Zucht genau dieser Rasse ist jedoch umstritten, da keine Aufzeichnungen existieren. Vermutet wird, dass er in dem Bullterrier einen Begleithund für Männer der aufkommenden Mittelschicht sah, eine Art „modisches Accessoire“. Dabei wurden besonders weiße Bullterrier bevorzugt.
Eingesetzt wurden Bullterrier im Laufe der Jähre öfter jedoch zur Ratten- und Dachsjagd und als Kampfhund in den Tierkämpfen des 18. und 19. Jahrhunderts. Damals liebten der Adel und das englische Volk den Nervenkitzel der Hundekämpfe und erhofften sich zum Teil hohe Wettgewinne aus den Kämpfen.
Diese muskulösen und schnellen Hunde wiesen in der Kampfarena ein aggressives, beißwütiges und furchtloses Verhalten auf und boten den Zuschauern somit eine brutale Show, womit sich der bis heute haftende Ruf des aggressiven Bullterriers entwickelte. Dabei existierten schon damals Aufzeichnungen berühmter Kampf-Bullterrier über ihr friedliches und gehorsames Verhalten außerhalb der Arena und ihr geringes Konfliktinteresse.
Mit der Abschaffung der Hundekämpfe entwickelte sich der Bullterrier zunehmend zu einem beliebten Familienhund der Unterschicht, der unter anderem als Wachhund sowie zur Jagd auf Ungeziefer gehalten wurde. Gründe dafür waren, dass diese Hunderasse ausgesprochen nervenstark und gleichzeitig menschenfreundlich war, sodass man sie auch auf beengtem Raum mit vielen Menschen halten konnte. Somit wurde bei der Zucht des Bullterriers schon früh darauf geachtet, eher friedliche und gesellige Hunde zu verwenden.
Der Bullterrier als Listenhund
Die Haltungsbedingungen für Bullterrier sind seit mehreren Jahren in Europa stark reglementiert. Der Bullterrier gilt laut dem deutschen Hundeverbringungs- und einfuhrbeschränkungsgesetzes als gefährliche Rasse und Kampfhund und befindet sich in vielen Teilen Deutschlands auf der Liste der „gefährlichen“ Hunde, was einige Beschränkungen, Regeln und Kosten mit sich bringt. Der Bullterrier darf deshalb nicht nach Deutschland gebracht werden.
In folgenden Bundesländern steht der Bullterrier auf der Liste der gefährlichen Hunde, und wird deshalb auch oft als „Listenhund“ bezeichnet:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Berlin
- Brandenburg
- Bremen
- Hamburg
- Hessen
- Mecklenburg-Vorpommern
- Nordrhein-Westfalen
- Sachsen-Anhalt
- Sachsen
Miniature-Bullterrier: die kleinere Variante des Bullterriers
Miniature-Bullterrier werden nur zwischen 11 und 15 kg schwer und haben eine Maximalhöhe von 35,5 cm. Sie entstanden zusammen mit den Standard-Bullterriern im 19. Jahrhundert und wurden, im Gegensatz zu diesen als Ratten- und Maderjäger eingesetzt. Da der Miniature-Bullterrier besonders im 20. Jahrhundert immer weniger gezüchtet wurde und erst nach dem 2. Weltkrieg wieder im Trend war, folgte erst 2011 die Anerkennung durch die FCI als Teil der Gruppe der bullartigen Terrier.
Im Gegensatz zum Bullterrier steht der Miniature-Bullterrier nicht auf der Liste der „gefährlichen“ Hunderassen. Er ist eine sehr seltene Hunderasse und somit vom Aussterben bedroht. Im Vergleich zum Bullterrier weist er weitaus weniger Erkrankungen und gesundheitliche Probleme auf. Sonst ähneln sich die beiden Rassen sehr, sei es vom Charakter, der Erziehung und der Haltung.
Bullterrier anschaffen: Wo finde ich einen passenden Bullterrier?
Folgend haben wir Dir einige Ansprechpartner verlinkt, die Du für die Anschaffung eines Bullterriers in Betracht ziehen kannst. Achte jedoch bei Deiner Suche darauf, dass der Tierschutzverein oder der Züchter seriös ist. Von Anzeigenportalen oder Privatzüchtern raten wir grundsätzlich ab. Gerne kannst Du Dich auch in Tierheimen umsehen und somit einem Bullterrier aus dem Tierheim die Möglichkeit auf ein neues Zuhause bieten.
Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e.V.
Westfalendamm 174
44141 Dortmund
Telefon: +49 231 56 50 0 – 0
Telefax: +49 231 59 24 – 40
E-Mail: info@vdh.de
Internet: www.vdh.de
Deutscher Club für Bullterrier e.V.
Am Waldweg 6
75173 Pforzheim
Telefon: 07231 73475
E-Mail: info@dcbt.de ; geschaeftsstelle@dcbt.de
Internet: www.dcbt.de
Gesellschaft der Bullterrier-Freunde e.V.
Georg-Zorn-Straße 32
90765 Fürth
Telefon: 03643 4151171
E-Mail: verwaltung@service-gbf.de
Internet: www.gb-f.de
Bullterrier in Not e.V.
Bielefelder Str. 291
32051 Herford
Telefon: +49 (0) 152 – 246 933 55
Internet: www.bullterrier-in-not.de
Weiterführende Quellen:
Weitere Informationen zur Haltung eines Listenhundes: hier klicken
Rassestandard eines Bullterriers (Stand: 2009): hier klicken
In diesem Buch findest Du alle Informationen über Bullterrier in ausführlicher Form: hier klicken